Dunkel, fast bedrohlich wirkte der alte Bunker, für den man nach dem Krieg keine neue Verwendung gefunden hatte, in der fortgeschritten Dämmerung. Im Gebüsch, das ihn umgab, war inzwischen, wie an fast jedem Abend, geschäftiges Treiben eingekehrt. „Ich gehe noch mal kurz raus, an die frische Luft“, so hatte er sich zuvor von Philipp verabschiedet, mit dem er seit fast zehn Jahren zusammenlebte; die Sommerblüten ihrer ersten Verliebtheit waren inzwischen einem Lavendelfeld gewichen, nicht mehr so bunt, aber immer noch schön. „Viel Spaß“, hatte ihm Philipp zum Abschied hinterher gerufen.
Der Typ im Gebüsch, den er nur schemenhaft erkennen konnte und dessen Körper seine Hände erkundeten, schien gut gebaut, auch unten herum. Er öffnete die Hose des Fremden, nahm einen kräftigen Zug aus dem Poppersfläschchen und ging in die Hocke – jäh umnebelte ihn der Rausch, bittersüß der Geschmack auf der Zunge. – Warum mache ich das nur immer wieder, warum kann ich nicht einfach damit aufhören?, fragte er sich, als der Rausch aus dem Fläschchen nach Sekunden verflog.
Als er nach gegenseitiger Erleichterung das Gebüsch verließ, erschrak er, als er Philipp an der Wand des Bunkers stehen sah, rauchend, ihn angrinsend. „Na, wars schön?“ Beide mussten lachen, dann gingen sie Hand in Hand nach Hause.
***
Nachbemerkungen:
- Vorstehende Geschichte ist NICHT autobiografisch, oder höchstens ein ganz kleines bisschen. Schon aus Gründen der Ängst- und Bequemlichkeit bin ich kein großer Freund solcher Freiluftaktivitäten.
- Dies ist mein erster Beitrag im Rahmen der abc-etüden des Blogs Irgendwas ist immer.
Dann herzlich willkommen bei den Etüden-Verrückten! Ich halte das für einen sehr gelungenen Einstieg und würde mich freuen, wenn du öfter mitspielst.
Und schön, dass auch du von der Bunker-Krieg-Schiene runter bist und ihn anderen Zwecken zuführst …
Liebe Grüße
Christiane
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