Montag: Notiz an mich: nächstes Jahr auch noch den Dienstag frei nehmen.
Dienstag: Als ich mittags die Dienstreise nach Celle antrat, ging auf dem Bahnsteig des Bonner Hauptbahnhofs ein älterer Mann schnellen Schrittes hinter mir vorbei. Kurz danach sagte er laut: „Auf in die Türkei zu Erdogan“. Erst mit einigen Sekunden Verzögerung begriff ich, das dies einer Dame mit Kopftuch galt, möglicherweise türkischen Ursprungs, vielleicht auch nicht. Da war er schon zu weit weg für einen Kommentar meinerseits. Darum hole ich das jetzt nach: Sie sind ein Idiot.
Mittwoch: Warum sind Hotels nicht in der Lage, in den Zimmern einfache Jackenhaken an die Wand zu schrauben? Effizienzgewinn durch Verschlankung von Produktionsprozessen? Dem Hotel Celler Tor sind indes Saftgläser in angemessener Größe am Frühstücksbuffets zugute zu halten.
Donnerstag: Fieses Wetter in Celle. – Wie erträgt es ein Mensch, im ICE von Hannover bis Wuppertal nahezu ununterbrochen zu telefonieren? Und wie erst der Sitznachbar, also ich? Ich kann übrigens im Zug nicht schreiben, wenn einer daneben sitzt. Das ist so ähnlich wie der manchen Männern bekannte Pissrinneneffekt: Trotz höchstem Blasendruck kommt kein Tropfen heraus, solange einer daneben steht.
Freitag: Abends das traditionelle Fischtrinken bei den Fidelen Burggrafen. Die ursprüngliche Idee, die Veranstaltung gegen 22 Uhr zu verlassen, wurde nicht weiter verfolgt. Damit ist die Session nun endgültig beendet und ich kann aufhören, darüber zu schreiben. Apropos darüber schreiben: Mein Aufsatz brachte mir erstaunlich viel Lob ein, wobei ein mündliches Lob von Angesicht zu Angesicht das Herz um ein vielfaches mehr wärmt als ein geschriebener Kommentar oder ein Gefällt-mir-Sternchen. Danke dafür!
Samstag: Leichte Blümeranz am Morgen. Vielleicht wären wir doch besser um 22 Uhr gegangen. Abends schmeckte es schon wieder. Die Idee der menschlichen Vernunft und Selbstbestimmung ist ein alternatives Faktum.
Sonntag: Spaziergang zur (enttäuschend kleinen) Modelleisenbahnbörse in Endenich. Nichts gekauft. Dank einer Ahnung von Frühling in der Luft hat es sich dennoch gelohnt. Die Forsytien beginnen gelb zu knospen und die Singstar-Krähe von gegenüber erfüllt die Siedlung mit schiefem Gekreische.