Abgeschrieben: Über was bloggen wir?

Vor einer Woche war ich auf dem Treffen der Bonner Ironblogger, um das Geld anderer Leute zu versaufen, ich berichtete schon. Dort war des öfteren die Frage zu hören: „Und über was bloggst du so?“ Gute Frage, die ich für mich nicht beantworten kann. Weder Mode, Technik- und Internetzeugs, Musik, Sport, Politik, Weltgeschehen, Fotografie, noch Essen und Trinken, meine Familie oder was man sonst noch alles thematisieren kann ist mein Schwerpunkt. Ja, über all das schreibe ich auch, wenn mir gerade was dazu einfällt. Alltägliches und ausgedachtes halt. Eine sehr originelle Antwort fand Stefan: „Ich blogge nicht.“ Tut er zum Glück aber doch, nämlich genau zur oben gestellten Frage. Mit seiner freundlichen Erlaubnis gebe ich den Text hier wieder:

***

»Und, über was bloggst du so?«

Die Frage, über was ich blogge, wird mir bei exakt einem sozialen Ereignis gestellt: Wenn die Ironblogger sich treffen. Auch vergangene Woche wieder, mehrfach am Abend. Das Gespräch läuft ungefähr so:

»Und, über was bloggst du so?«
»Ich blogge gar nicht.«
»Hahaha, du bist also zufällig hier und isst einfach auf unsere Kosten mit? Sehr gut!«

Einige Zeit später, meistens dann, wenn das unangenehme Schweigen einsetzt, wird der zweite Versuch gestartet, um das Gespräch aufrechtzuerhalten. Denn meine erste Antwort war ja ganz offensichtlich nur ein Scherz! Bloggt nicht, ist aber auf einem Ironblogger-Treffen. Hahaha, Spaßvogel!

»Jetzt mal ehrlich, über was bloggst du denn jetzt?«
»Ich blogge nicht!«
»???«

Und das macht das unangenehme Schweigen oft noch unangenehmer ? wobei ich das gar nicht schlimm finde, denn wenn man sich beim Blind Date auf einem Ironblogger-Treffen das erste Mal unterhält, hat man vielleicht nicht direkt diesen Zugang zueinander. Da entstehen Gesprächslücken. Gar nicht schlimm.

Dennoch zur Erläuterung: Ich habe wirklich nicht das Gefühl, dass ich blogge. (Ich höre den Chor im Hintergrund: »Wir auch nicht!«) Schon gar nicht über etwas. Und noch weniger so, dass ich benennen könnte, über was genau ich blogge. Stattdessen diszipliniert mich das Ironblogger-Ding einfach dazu, regelmäßig einen Text zu verfassen. Thema offen, Länge offen, Stil offen, Tiefe offen, Zeitpunkt offen, Ergebnis offen. Dieses Blogdings hier, und deshalb heißt es auch so, ist einfach nur der Ort, an dem ich diese Schreibtherapie verfolge; insbesondere, weil ich meine Schreibe bekanntermaßen nicht mag und der Hoffnung bin, dass sich durch die Regelmäßigkeit daran etwas ändert, möglichst zum Besseren. Deshalb: Ich blogge nicht. Ich therapiere hier. Mich.

Davon abgesehen finde ich die Frage als Gesprächseinstieg, zumal auf einem Ironblogger-Treffen, schon so ein bisschen bescheuert. Klar, wir haben alle diese eine Gemeinsamkeit, deshalb sind wir ja vor Ort. Aber man kann doch über das Essen reden oder was man am Tag so erlebt hat oder was jemand sonst so beruflich oder privat macht. Mit diesen Zusatzinformationen geht man anschließend nach Hause und liest im besten Fall das Blogdings der (neuen) Gesprächspartner mit ganz anderen Augen und mit einer neuen inneren Stimme. Darum geht es doch: Den Menschen ein bisschen besser kennenzulernen, dessen Texte man ? ab dann ? regelmäßig liest. Oder auch nicht. Aber wenn das Menschliche passt, ist es auch egal, über was die- oder derjenige bloggt. Und fragen muss ich danach schon gar nicht, ich kann es einfach lesen.

Quelle: http://hinterlektuelles.wordpress.com/2014/10/06/und-uber-was-bloggst-du-so/

***

Dem ist meinerseits nicht viel hinzuzufügen. Doch, vielleicht eins noch: Sollte ich erklären, was mich zum Bloggen antreibt, so könnte ich es nicht genau sagen. Klar, die pure Freude am Schreiben, vielleicht auch, wie bei Stefan, gewisse therapeutische Motive. Ich kann nur mit großer Sicherheit sagen, was es nicht ist: das Verlangen nach Klicks und „Likes“, zumal Blog.de sowas gar nicht anbietet; verhallt ein von mir für gelungen gehaltener Text (das kommt vor) ohne jegliche Reaktion im virtuellen Raum, so beugt mich nicht der Gram, mein Kopfkissen bleibt in der Nacht vor Tränen verschont. Na gut, über einen Kommentar freue ich mich schon. Oder wenn jemand, wie auf dem Ironbloggertreffen geschehen, zu mir sagt: „Ich lese dein Blog wirklich gerne.“ Das geht dann runter wie Oktoberfestbier.

Ein Gedanke zu “Abgeschrieben: Über was bloggen wir?

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