Bei der Europawahl holten die rechtspopulistischen Parteien erschreckend viele Stimmen: in Frankreich der Front National (FN), in Großbritannien die United Kingdom Independence Party (UKIP), in den Niederlande die Partij voor de Vrijheit (PVV) dieses blonden Unsympathen – warum die Presse bei letzteren angesichts der erlangten über zwölf Prozent von einer Wahlschlappe spricht, ist rätselhaft. Auch die deutsche Anlaufstelle für Deppen (AfD), welche sich selbst harmlos als Volkspartei bezeichnet, kann mit ihrem Ergebnis zufrieden sein.
Am Montagabend brachte das WDR-Fernsehen einen Bericht über die Verfolgung Schwuler in Russland. Aufgewiegelt von der Kirche, geduldet vom Staat, locken hasserfüllte Horden Homosexuelle in einen Hinterhalt, zum Beispiel eine Wohnung, um sie zu demütigen, schlagen, verletzen und foltern. Das ganze wird mit der Handykamera festgehalten und anschließend ins Netz gestellt. Sie haben nichts gemacht, sie lieben einfach nur Männer, nach (nicht nur) russisch-orthodoxer Logik sind sie deshalb auch automatisch Kinderschänder, was – selbst wenn sie es wären – vorstehende Behandlung nicht rechtfertigt. Die Nacht darauf schlief ich nicht sehr gut, Wut ist ein schlechtes Ruhekissen.
Quarks & Co. am Dienstagabend befasste sich mit der auch als Big Data bekannten allgemeinen Datensammelwut der Konzerne. Alles, was wir im Netz tun, wird festgehalten und verknüpft. Bereitwillig leisten wir unseren eigenen aktiven Beitrag dazu, wenn ein Rabatt, ein Gefällt mir oder Sternchen lockt. Längst manipulieren uns Algorithmen, deren Logik niemand mehr kennt, sie erkennen (und bewerben) unsere Bedürfnisse, noch ehe wir selbst sie kennen. Wahrlich keine neuen Erkenntnisse, dennoch beunruhigend.
Drei Fakten, schon jeder für sich macht schlechte Laune. Zusammen betrachtet sind sie geeignet, meinen Optimismus in die Zukunft arg anzukratzen. Vielleicht sollte ich weniger fernsehen.
Bei der aktuellen Entwicklung in Europa darf man dann überhaupt kein TV mehr einschalten oder eine Tageszeitung zur Hand nehmen.
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