Projektende mit Frauentausch

frauentausch

Es ist immer wieder zutiefst befriedigend, ein Projekt zum Abschluss gebracht zu haben. Nach der erfolgreichen Operation meines rechten Fußes im letzten Jahr verbrachte ich das vergangene Wochenende wieder im St.-Petrus-Krankenhaus zu Bonn, um auch den linken in vorzeigbare Form bringen zu lassen. Auch dieses Mal ging alles glatt und ich blieb weitgehend vor Schmerzen verschont.

Im Gegensatz zum letzten Jahr blieb mir der Luxus eines Einzelzimmers versagt und ich war krankenkassenkonform in einem Doppelzimmer untergebracht, was ich zugegebenermaßen zunächst doof fand, heißt das doch, mehrere Tage und vor allem Nächte auf engem Raum mit einem wildfremden Menschen zu verbringen, Bad und Klo zu teilen; vielleicht schnarcht der, labert mich ungefragt mit seiner Kranken- und Lebensgeschichte voll oder weist sonstige unangenehme Eigenschaften auf; vielleicht will er fernsehen, wenn ich schlafen möchte oder umgekehrt, vielleicht telefoniert er ständig und bekommt laufend Besuch, während ich meine Ruhe haben will.

So war es dann auch – und auch nicht. Ja, mein Bettnachbar schnarchte wie eine außer Kontrolle geratene Sägemühle, er sprach bereits morgens um sechs mit mir, was ich ihm bald mit einem freundlichen Hinweis auf meine Abneigung gegen verbale Kommunikation vor neun Uhr abgewöhnte, manchmal telefonierte er und zweimal kam seine Frau zu Besuch. Und das war ausgesprochen angenehm: Nachdem ich am zweiten Tag meine angeborene ostwestfälische Distanziertheit überwunden hatte, unterhielten wir uns bestens, erfuhren viel voneinander, entdeckten einige Gemeinsamkeiten (auf die im einzelnen einzugehen ich mir und Ihnen hier erspare), bald duzten wir uns, tauschten Adressen aus und werden in Verbindung bleiben. Die Tage vergingen schnell, und für die Nächte bekam ich Ohropax.

Zwei Dinge habe ich während dieses Krankenhausaufenthaltes gelernt: 1. Es kann sehr bereichernd sein, sich auf einen fremden Menschen einzulassen und sich mit ihm auszutauschen, und 2. „Frauentausch“ ist eine völlig bescheuerte Serie, dennoch sollte man sie einmal gesehen haben.

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich dank Arbeitsunfähigkeit bei sommerlichen Verhältnissen auf dem Balkon, den operierten Fuß gemäß ärztlicher Weisung hochgelegt. Es könnte schlimmer sein.

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