Mit dem Schreiben kürzerer Texte begann ich 1985, also im zarten Alter von achtzehn Jahren. Vorbild und Quelle der Inspiration waren damals die Geschichten von Ephrahim Kishon, dessen Bücher ich liebte. Doch bereits ein Jahr später hörte ich wieder damit auf; den genauen Grund weiß ich heute nicht mehr, vermutlich Zeitmangel wegen des beginnenden Berufslebens oder neue Interessen. Neulich übergab mir meine Mutter eine Mappe („brauchst du das noch oder kann das weg?“), die sie beim Aufräumen irgendwo zwischen Fotoalben und alten Schulbüchern gefunden hatte: die Texte meiner ersten Schaffensphase!
Nach erster Sichtung stelle ich fest: so schlecht war ich damals gar nicht. Da ich noch keinen Rechner besaß (die Jüngeren unter Ihnen können sich das vermutlich nicht vorstellen), schrieb ich die Texte handschriftlich vor und tippte sie dann mit Schreibmaschine ab (für die Jüngeren: eine Schreibmaschine ist eine Art Laptop, das nur Word in Times New Roman Courier kann, allerdings wesentlich lauter, dafür gab es Modelle, die ganz ohne Strom auskamen).
Hier nun eine Kostprobe meines damaligen Schaffens. Schon in jungen Jahren war mir der (Schul-)Sport zutiefst verhasst, aber da erzähle ich denjenigen, die hier ab und zu mal reinschauen, ja nichts Neues. Den nachfolgenden Text schrieb ich hasserfüllt gegen Ende der „Dreizehneins“, als ich Sport endlich abwählen durfte (Deutsch und Mathe ging schon vorher, so viel zu unserem Schulsystem). So brachte ich zur letzten Sportstunde nicht nur eine Flasche Sekt mit, sondern auch eine Kopie dieses Textes und überreichte ihn Herrn F., unserem Sportlehrer. Ich weiß nicht, ob er ihn gelesen hat, jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, dass er danach noch ein Wort mit mir gesprochen hat.
Bitte sehen Sie mir nach, dass ich den Text nicht durch Abtippen in ein zeitgemäßes Format gebracht habe, sondern nur die Originale gescannt habe.
Voila, hier nun die Bekenntnisse eines Sportgeschädigten. Zum Lesen bitte anklicken. Viel Vergnügen!
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Sorry, dass ich mich mal wieder zu einem Kommentar hinreißen lasse, aber der Text spricht mir aus der Seele. Seit der Grundschule musste ich mir während und nach der Sportstunde Sätze anhören wie „Tu mir einen Gefallen – geh irgendwie aus dem Spiel“ (eine Anregung, die ich dankbar aufgenommen habe, indem ich mich auf die Bank setzte und später auf Befragen, warum ich denn nicht mitgespielt hätte, eine Verletzung vorschob) oder „Da musst du mal rangehen!“ oder „Diesmal hast du dich im Schlechtspielen wirklich selbst übertroffen“. Oder „Mensch, das war DEIN Korb!“ … nicht weil ich selbst beim Basketball einen Korb geworfen, sondern weil ich einen Korb der Gegenmannschaft nicht verhindert hatte. Und die diese Sätze gesagt haben, das waren zumeist meine Kumpels. Alle anderen Kameraden haben sich mehr oder weiger taktvoll über meine Negativleistungen ausgeschwiegen. Aber wenn die Sportfreaks mich eh von vornherein als den saursten Apfel betrachtet haben, in den sie beißen müssen … wie konnten die dann eigentlich auch nur einen Hauch Enagement und Motivation von mir erwarten. Dieses Auswählen ist ein ganz unpädagogisches System, weil letztlich immer einer der Looser ist. Auch wenn der Sportlehrer die manschafe einteilt, geschieht das von oben herab und zwangsweise. Aber wie will man das Problem adäquat lösen … außer dadurch, dass man jedem Schüler spätestens ab Klasse 8 die Teilnahme am Fach „Leibesübungen/Sport“ freistellt. Die Bundesjugendspiele eingeschlossen.
Bei solchen Themen freue ich mich, dass ich nicht in den USA aufgewachsen bin, wo Sport und Sportlichkeit offenbar sogar noch einen wesentlich höheren Stellenwert haben. Dort vergeben die Unis sogar eigens Sportstipendien an Leute, die zwar muskelbekackt sind (pardon: ich meine natürlich muskelbePackt), die ansonsten auch ruhig dumm wie Obst sein können.
Um meinen Kommentar (pardon: ich meine nattürlich MEIN Kommentar, weil es heißt ja auf neudeutsch natürlich DAS Kommentar) … also, um das nicht ganz so nihilistisch enden zu lassen, sei hier noch ein Erfolgserlebnis nachgereicht. Das war ausgerechnet bei der Sportart, die mir am allerverhasstesten war (weshalb ich mir um die Regeln auch keinen Kopf gemacht habe), nämlich beim Volleyball. Da kriegte ich irgendwann den Ball zu fassen, und der hat es trotzdem sogar ausnahmsweise übers Netz geschafft. Anschließend sagte der Sportlehrer zu mir, ich müsse mich auch mal freuen. Offenbar hatte ich in diesem Moment sowas wie ein Tor geschossen, was mich allerdings total kalt ließ.
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Ja Mensch, die gute alte Schreibmaschine. Die mechanische von meinem Vater hat mir in den 80ern gute Dienste geleistet, bevor sie auf dem Müll gelandet ist. In den 90ern habe ich mir sogar noch eine elektrische geleistet, weil’s die günstig beim Aldi gab. Die müsste sogar noch irgendwo bei mir rmstehen. Allerdings ähnelt hier das Schriftbild eher dem Typ „Arial“ als dem Typ „Times New Roman“. Das Schriftbild der mechanischen wurde ich auch eher der Einstellung „Courier New“ zuordnen.
Was du bei deiner Erklärung für die Jugend vergessen hast zu erwähnen, ist, dass auch bei einem Uralt-Modell der Drucker quasi gleich mit integriert war. Was auch immer eingetippt wurde … es landete zeitnah auf dem Papier. Nachteil: Zumindest bei den älteren Modellen gab es keinerlei Speicherplatz.
Zwecks Reproduktion wurde daher sogenanntes Kohlepapier verwendet. Das Äquivalent zur heutigen Backspace-, bzw. Entf-Taste gab’s damals in kleinen Fläschchen zu kaufen. Es soll recht übelriechend gewesen sein und man nannte es „Tippex“.
Die letzte Generation der elektrischen Schreibmaschinen konnte Mitte der 90er zwar mit etwas Speicherplatz und einem kleinen LDC-Display aufwarten, konnte damit aber nicht wirklich gegen die aufkommenden PCs gegenan stinken und verschwand daraufhin schließlich in der Versenkung, zumal alle diese Geräte von vornherein als Stand-alones ohne die Möglichkeit einer Netzanbindung konzipiert waren. Spätestens in 30 Jahren werden die Exemplare dennoch vermutlich als Museumsstück bei ebay gehandelt und ihren Besitzern als solche gutes Geld einbringen.
Oder wer weiß … wenn Strom jetzt so teuer werden soll, dann heißt es am Ende, je älter, desto besser. Vielleicht kommt das wieder in Mode, so wie während der Ölkrise in den 70er jahren auch kurzfristig die Pferdewagen wieder in Mode gekommen sind. Also … wer auch immer im Besitz einer Schreibmachine ist … haltet sie in Ehren!
Meine pubertären Schreibmaschinenarbeiten sind mir heutzutage so peinlich, dass ich sie am liebsten vergessen möchte. Wenn ich das nächste Mal in meinem Elternhaus bin, muss ich direkt mal den Speicher durchforsten, ob davon noch irgendwas existiert. Wenn ja, werde ich notfalls mehrere Tage im Keller verbringen & der Schredder meiner Mutter wird heißlaufen.
Bei dir ist das was anderes. Auch den Texten des 18-Jährigen merkt man an, dass du schon damals deinen Stil gefunden hattest.
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Auch in früheren Jahren schon begnadet gut! Ganz toll geschrieben, es spricht mir aus der Seele. Und so nostalgisch mit der Schreibmaschinenschrift 😉
Die Bücher von Ephraim Kishon habe ich seinerzeit übrigens auch verschlungen, er war ein Meister seines Fachs.
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Man sagt jetzt wirklich „das Kommentar“? Habe ich noch nie gehört, käme sofort auf meine Liste.
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Zumindest auf Youtube ist die Formulierung „das Kommentar“ weit verbreitet. Durchaus auch bei Leuten, denen ich zutraue, dass sie im Deutschen einigermaßen sicher sind. Manche sagen es auch zunächst richtig, gehen dann aber irgendwann zum Falschen über. Falls der Artikel „das“ dem Wort eine andere Bedeutung verleiht (ähnlich wie bei „der Moment“ vs. „das Moment“ oder „der Morgen“ vs. „das Morgen“), bin ich noch nicht dahinter gekommen.
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