Woche 31/2024: Begegnungen in lichtärmeren Gefilden und andere Abenteuerlichkeiten

Montag: Nach längerer Zeit und maximal siebeneinhalb Jahren vor der Zuruhesetzung, welch ein in jeder Hinsicht wunderbares Wort, träumte ich mal wieder von der großen Prüfung, die meinen Kollegen und mir in Kürze bevorstand. Dazu mussten wir noch einmal für ein paar Tage an der Fachhochschule im südhessischen Dieburg (die es außerhalb der Traumwelt seit dreißig Jahren nicht mehr gibt) antreten. Während sich im Kollegenkreis erhebliche Nervosität ausbreitete, blieb ich erstaunlich gelassen. Mit einem Lächeln wachte ich schließlich auf, was vor einem Montag nicht sehr häufig vorkommt.

„Vielseitigkeitsreiten“ ist auch ein schönes Wort mit einem breiten Interpretationsspielraum, das ich in olympischen Zusammenhängen wahrnahm.

Ein eher irritierendes Wort: Vor der Tagesschau wieder Werbung für Hundefutter mit „Kennerfleisch“.

Laut einer kurzen Zeitungsmeldung ist Wein entgegen früheren Erkenntnissen auch in kleinen Mengen der Gesundheit abträglich. Dessen ungeachtet gab es zum Abendessen welchen, in haushaltsüblichen Schlückchen.

Dienstag: Gedanke beim Feierabendbier in der Außengastronomie: Es ist schön anzusehen, wenn auch ältere (Ehe-)Paare noch händchenhaltend durch die Fußgängerzone flanieren. In sehr speziellen Liebeskonstellationen könnte dadurch, nicht aufgrund der Körperfülle der Händchenhaltenden sondern ihrer Anzahl, ein gewisses Verkehrshindernis entstehen.

Mittwoch: Wie vor einer Woche berichtet, soll der Mittwoch wieder mein Tag sein, an dem abends gelaufen wird. Wie ebenfalls dargelegt, lassen sich viele Gründe finden, es nicht zu tun. Heute zum Beispiel war es dazu bei geschlossener Wolkendecke viel zu warm. Ich tat es trotzdem, sogar ein wenig weiter als letzte Woche. Das war anstrengend, schweißtreibend, jedoch anschließend äußerst befriedigend. Jetzt also dranbleiben.

Wofür ich noch keine befriedigende Lösung gefunden habe ist die musikalische Laufbegleitung. Früher (bitte denken Sie sich bei Bedarf das hochgestellte „TM“ selbst dazu, falls Sie das originell finden) hatte ich dafür einen iPod, das war ein kleines, sehr leichtes Gerät, das man je nach Bauweise in der Hosentasche, am Hals oder per Klammer an der Kleidung befestigt trug und das nichts anderes tat als über einen Kabelkopfhörer eine begrenzte Menge zuvor daraufgeladene Musik abzuspielen, für eine Stunde Laufen völlig ausreichend. Leider hatten die iPods stets nur eine begrenzte Lebensdauer, irgendwann funktionierten sie nicht mehr, und irgendwann waren sie nicht mehr erhältlich. Stattdessen führt man nun das Telefon mit sich und streamt sich die Musik auf die kabellosen Ohrstöpsel. Das finde ich unbequem, für die Hosentasche ist mir das Gerät zu schwer, und diese Oberarmhalteriemen finde ich geckenhaft. Für Lösungsvorschläge wäre ich dankbar.

Donnerstag: Wichtigste Tätigkeit des Tages war das Absenden einer Mail an die Personalabteilung, meine künftige Wochenarbeitszeit betreffend.

Gunkl über Olympia: „Sport ist ja sehr. Also, in letzter Zeit ist sehr Sport. Jüngst war ja Ball drüben rein, und seit ein paar Tagen ist Schnell nach drüben oder auch nur im Kreis, aber halt schnell, Ball drüben rein mit Naßmachen, Naßmachen mit schnell nach drüben und wieder zurück, Naßmachen von oben, Hopsihopsi mit Pferd und Hut, Sachen Wegschmeißen und vieles mehr. Sport halt.“

Freitag: In der Zeitung las ich erstmals, gleichsam als positives Gegenüber der Dunkelziffer, das Wort „Hellfeld“.

Eher an frühere Begegnungen in lichtärmeren Gefilden ließ mich hingegen diese Teams-Chatnachricht denken: „Ich komme etwas später Live Gang“.

Ansonsten erreichten mich per Mail zwei Lichtblicke: Das erst gestern an die Personalabteilung gerichtete Anliegen wurde bereits heute ganz in meinem Sinne beantwortet. Ab 1. September kann ich somit jede zweite Woche einen Inseltag einlegen.

Die zweite Mail befreite mich von der weiteren Beschäftigung mit einer äußerst lästigen Aufgabe, die mich einiges an Zeit und Nerven gekostet hätte.

Im Übrigen hält der Arbeitsalltag immer noch Gänsehautmomente bereit

Samstag: Morgens fuhr ich nach Bielefeld zum Mutterbesuch. Aus praktisch-bequemlichen Erwägungen mit dem Auto, abends war ein Treffen mit Freunden in einem anderen Stadtteil geplant. Zwei Staus hielten mich auf: der erste bei Leverkusen wegen einer gesperrten Fahrspur, der zweite kurz hinter dem Kreuz Dortmund/Unna, vermutlich wegen eines Schildes „Achtung Stau“, kurz dahinter löste er sich wieder auf. Ansonsten der übliche Irrsinn: Autos, die bereits beim Einfädeln auf die A59 überholen, weil ich mich an die zulässige Höchstgeschwindigkeit halte, andere, die ohne jede Rücksicht hinter einem LKW nach links rüberziehend mich zur Notbremsung nötigen und dann konsequent mit 110 Km/h auf der Mittelspur verbleiben, und ein ADAC-Abschleppwagen, der mich bei Remscheid auf der rechten Spur von hinten anlichthupte anstatt einfach zu überholen; wegen vorausfahrender Fahrzeuge konnte ich nicht schneller fahren, das kann ihm unmöglich entgangen sein. Was ist nur los mit den Leuten?

Klar, ich hätte die Bahn nehmen können, was zurzeit und bis auf Weiteres aus guten Gründen auch nicht mit Vergnügungssteuer belegt ist. Beim nächsten Bielefeld-Besuch werde ich das dennoch wieder tun, auch wenn es länger dauert und stets andere Abenteuerlichkeiten bereit hält.

Das Treffen mit den Kollegenfreunden war erfreulich. Bei Grillgut und Getränk tauschte man sich aus über Neuigkeiten, alte Zeiten und aktuelle Todesfälle, auch letzteres Thema gehört mittlerweile fest dazu.

Sonntag: Nach dem Frühstück begab ich mich wieder auf die Autobahn mit dem Vorsatz, auf der rechten Spur entspannt mitzufließen, egal wie langsam, ich hatte Zeit. Das ging einige Kilometer gut, bis mich Wohnwagengespanne, LKWs und notorische Langsamfahrer doch zum Spurwechsel motivierten, während Bernd Stelter im Radio kluge Dinge über Lebensfreude durch Gelassenheit sagte. Insgesamt empfand ich die Rückfahrt dennoch als deutlich entspannter gegenüber der Hinfahrt gestern, wobei das allgemeine Verkehrsverhalten der anderen objektiv betrachtet sicher kein anderes war.

Nach Rückkehr in Bonn und angemessener Begrüßung der Lieben widmete ich mich der mir wesentlich lieberen Fortbewegungsart in Form eines längeren Spaziergangs durch Poppelsdorf und Südstadt mit Einkehr und Blogslesen.

Der Geliebte trennt sich von überzähligem Schuhwerk und anderen Schrankinhalten. Dazu hat er am Hauseingang einen kleinen Sommerschlussverschenk eingerichtet, der gut angenommen wird:

Vorher
Nachher

Am frühen Abend hatten auch die verbliebenen Schuhe Abnehmer gefunden. Deshalb erfolgte eine Angebotsumstellung: Passend zur Jahreszeit trugen wir zwei Stapel Shorts zur Verschenkstelle. Es würde mich nicht wundern, wenn die bereits morgen früh weg sind.

Wohl keine baldigen Abnehmer wird der Unrat finden, der unweit unserer Wohnung abgelegt wurde, vielmehr ist eine Vermehrung zu befürchten:

Es ist nicht immer einfach, Dinge mit Gelassenheit zu betrachten

Spaziergangsimpressionen:

Poppelsdorfer Allee, wo die Kastanien durch Miniermottenbefall bereits eine erste herbstliche Anmutung annehmen
..
..
Fragen
Südstadt, hier die Lessingstraße

***

Kommen Sie gut durch die Woche, bleiben Sie gelassen.