Montag: Über den Tag ist hier alles Wesentliche notiert.
Nachtrag: Augen auf beim Fremdwortgebrauch, auch und gerade als Sprachpingel. Die Verwechslung von Rezension und Rezession ist äußerst peinlich für den Schreiber, birgt indes eine gewisse Komik für den kundigen Leser. Herzlichen Dank dem anonymen Hinweisgeber.
Dienstag: Morgens fuhr im Aufzug ein jüngerer Kollege mit mir, der vor mir aussteigen würde. Während er mit dem Datengerät beschäftigt war, befiel mich der Gedanke: Gleich sagt er ciao. Ich wurde nicht enttäuscht.

Wie vor einiger Zeit schon berichtet, kann man bei uns das sogenannte ortsflexible Arbeiten vereinbaren, wenn man es möchte (ich möchte es nicht). Dann darf man mehrere Tage in der Woche zu Hause arbeiten, verzichtet dafür auf einen festen Schreibtisch im Werk. Das führt dazu, dass manchmal, wie heute, in den Nebenbüros Leute sitzen, die ich noch nie gesehen habe und schon gar nicht weiß, was sie dort tun. Aber das kann ich von mir selbst auch nicht immer so genau sagen.
Ich schrieb es schon mehrfach, wiederhole es aus gegebenem Anlass gerne: Das Glück der Welt liegt manchmal in einer Portion Erbseneintopf mit Wursteinlage. Heute Mittag in der Kantine.
Eher gering dagegen der Nährwert von Medaillen. Was ist nochmal der Grund dafür, dass Olympia-Sieger dennoch immer wieder darauf beißen?
Aller guten Dinge sind drei. Heute vor zehn Jahren kam es zu einer Begegnung, von der wohl keiner der Beteiligten gedacht hätte, dass sie bis heute nachwirkt und hier der Erwähnung würdig ist.
Im Laufe des Tages kam mir das Gespräch im Radio mit Bernd Stelter in Erinnerung, das ich am Sonntag während der Rückfahrt aus Bielefeld hörte. Dort sagte er sinngemäß: Wenn ein kleines Kind so richtig verdreht ist und herumschreit, denkt man: Vielleicht ist er müde, vielleicht zahnt er, vielleicht hat er etwas Kacke in der Hose. Genau das sollte man denken, wenn man das nächste Mal von einem mehr oder weniger Erwachsenen angebölkt wird: Vielleicht hat er Kacke in der Hose. Das ist wirklich sehr klug und hat mir heute geholfen. (Ich schreibe nicht, wann und zu welchem Anlass.)
Mittwoch: „Wir sind manchmal ein bisschen blessed“ sagte einer in der Besprechung. Es ergab in dem Zusammenhang keinerlei erkennbaren Sinn, klingt aber für derlei Empfängliche großartig. In derselben Runde fiel innerhalb einer Stunde achtmal das Wort challengen.
Was es alles gibt: Mittags gab es Kotelett ohne Knochen.
Ich las mal von PHS bzw. PCS, Post Holiday/Christmas Syndrom, die tiefe Unlust, nach dem Urlaub bzw. Weihnachten die Arbeit wieder aufzunehmen. An mir selbst beobachte ich zunehmend ein PLS, Post Lunch Syndrom. (Sie dürfen gerne raten, wann diese Notiz entstand.)
Danke liebe Medien, auch der Letzte dürfte inzwischen mitbekommen haben, dass Twitter nun X heißt oder, wie ihr nicht ermüdet es zu erklären, X vormals Twitter.
Donnerstag: Was es alles gibt, Teil 2: heute überraschte die Kantine mit Hüftsteak vom Bio-Hähnchen.
Verrückte Welt: Woanders kommen sie vor Hunger nicht in den Schlaf, wir kaufen fünflagiges Toilettenpapier De Luxe.
Das ist mal eine Geschichte: Der katalanische Separatistenführer Puigdemont hält in Barcelona vor Tausenden eine Rede und verschwindet spurlos, ehe die Polizei ihn verhaften kann. Das war nicht Puigdemont, das war Fantomas. Ooooh!
Freitag: Herren der Generation meines Vaters und meiner Onkel trugen gerne Slipper. In den letzten Tagen sah ich mehrfach junge Männer in diesem zweifelhaften Schuhwerk, bevorzugt ohne Socken. Eine zufällige Häufung oder ein neuer Modetrend? Wenn letzteres, wie konnte es dazu kommen? Gerne hochgezogene weiße Sportsocken, meinethalben auch in Sandalen, aber doch keine Slipper!
Es ist ein natürlicher Reflex. So wie andere zwanghaft „Gesundheit“ rufen, sobald jemand in Hörweite niest, muss ich, wenn ein testosterongelenktes Kraftfahrzeug an mir vorbeiknallt, „Fahr zur Hölle du A …“ rufen oder wenigstens denken.
Samstag: Da der Wochenendeinstieg am Vorabend mit dem üblichen einleitendem Balkon-Cremant, Gaststättenbesuch und abschließendem Abendglas wiederum auf dem Balkon im Rahmen geblieben war, war am Morgen die postalkoholische Todessehnsucht nur von kurzer Dauer. Nach dem nicht sehr späten Frühstück und Auslesen der Tageszeitung verband ich den samstagsüblichen Gang zum Altglascontainer mit einem Besuch der örtlichen Buchhandlung, wo ich Karten erstand für die Lesung des Bloggerkollegen Thomas R. am 31. August gleich in der Nachbarschaft. Ich bin gespannt und freue mich darauf.
Sonntag: Die üblichen Sonntäglichkeiten mit Ausschlafen, Balkonfrühstück, Zeitungslektüre, Spaziergang und Blogslesen im Lieblingsbiergarten. Dem allgemeinen Gejammer über die derzeitige Sommerhitze schließe ich mich nicht an, verspüre gleichwohl eine leichte Vorfreude auf den nahenden Herbst.

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Kommen Sie gut durch die Woche.

Für das PLS/Post Lunch Syndrom gibt es auch ein (wie ich finde) sehr schönes deutsches Wort: Suppenkoma.
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Ich vermute, Olympia-Sieger beißen in ihre Medaillen, um zu testen, ob die Dinger inzwischen aus etwas Brauchbarem gefertigt werden. Lebkuchenteig zum Beispiel.
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