Goldig

Spätestens als der Mensch des aufrechten Gehens mächtig war, begann er zu streiten – vermutlich schon lange vorher. Beliebte Konfliktgegenstände waren und sind bis heute Grenzen des Territoriums und der Jagdgründe, Gelegenheiten der Genstreuung, Religionsfragen aller Art und über den Gartenzaun hinaus hängende Äste, um nur einige typische Beispiele zu nennen.

Doch streiten nicht nur Menschen aus Fleisch und Falten, sondern auch Firmen. Aktuelles Beispiel: der Goldbärendisput zwischen Haribo und Lindt. Während die bunten Gummigesellen vom Rhein seit mindestens zweihundert Jahren nicht nur Erwachsene froh machen, erdreistet sich seit kurzem die Schweizer Schokoladenmanufaktur, die zu Ostern nicht veräußerten Hasen einzuschmelzen und sie ganzjährig in einer bärenähnlichen Gestalt anzubieten behufs des Zweckes, die völlig überflüssigen Metallglöckchen loszuwerden, die sie vor Jahren in millionenfacher Anzahl aus China beschafft haben.

Das finden die Bonner Zuckerzocker doof, deshalb haben sie den Schokoladenschöpfer millionenschwer verklagt, wegen der Verwechselungsgefahr. Das leuchtet unmittelbar ein. Wer kennt das nicht: Plötzlicher Appetit auf Gurkensalat treibt einen in den Supermarkt seines Vertrauens zwecks käuflichen Erwerbs einer Salatgurke. Erst Stunden später, vom merkwürdigen Geschmack der Zubereitung geweckt, bemerkt man seinen folgenschweren Irrtum – legte man doch statt der Gurke eine Banane in den Warenkorb, was nicht weiter verwundert ob der ähnlichen länglich-gekrümmten Form. Oder eine Geflügelfleischwurst.

Unterdessen wurde bekannt, dass der bekannte Goldgießer Degussa plant, künftig Goldnuggets in Bärenform zu gießen, um der begehrten Zielgruppe der 14- bis 29-jährigen die Attraktivität dieser Anlageform schmackhaft zu machen; noch immer fließt viel zu viel Geld in Klingeltöne und mp3-Dateien, welche der Vermögensbildung und Altersvorsorge nur unzureichend dienlich sind. Wie ein Degussa-Sprecher ankündigte, werde man Klagen gegen Haribo und Lindt in Kürze einreichen: die Verwechselungsgefahr zwischen Edelmetall und Naschwerk sei immens und nicht hinnehmbar. „Wo Gold drauf steht, muss auch Gold drin sein“, so der Sprecher.

Wie aus gewöhnlich gut informierten Kreisen bekannt wurde, befinden sich Klagen gegen die Brauerei Beck’s (Beck’s Gold), Pokémon (Goldene Edition), Nescafé Gold, die Homann Feinkost GmbH (HomaGold), Golden Toast, die Gerlach GmbH (Goldgeist forte), Till Schweiger (Schweigen ist Gold), die Bundesrepublik Deutschland (schwarz-rot-gold) und Max Goldt bereits in Vorbereitung.

Ein Gedanke zu “Goldig

  1. Tubango März 19, 2014 / 11:12

    Tja was wäre die Menschheit, wenn sie sich nicht streiten kann?! Für die Unternehmen ist der Streit auch eine gute Möglichkeit in aller Munde zu sein. Wenn man sich ein Marketing wie Edeka (Supergeil) nicht leisten kann oder die Damen und Herren nicht einfallsreich genug sind, dann muss es halt die Rechtsabteilung rausreißen. Ich werde heute beim einkaufen darauf achten, dass ich dieser Verwirrung nicht erliege – ich möchte ja keine Banane in Essig-Öl Dressing 🙂

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