Blogparade #relevant: Bar oder unbar?

Das Blog Blogissimo hat zu einer Blogparade aufgerufen. Unter dem Stichwort #relevant möge man darlegen, ob man lieber bar oder unbar bezahlt.

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Es ist noch nicht so lange her, dass man mit großer Selbstverständlichkeit fast überall unbar bezahlen kann und selbst Flohmarkthändler ein entsprechendes Lesegerät bereithalten. Mittlerweile braucht es dafür nicht mal mehr ein eigenes Gerät, wie für fast alles gibt es auch für die Kartenzahlung inzwischen Apps.

Wenn man zuvor unbar bezahlen wollte, füllte man einen Euroscheck (EC) aus, für die Jüngeren: Das war ein bankenübergreifend normierter Vordruck, mit dem man am Bank- oder Postschalter Bargeld abheben konnte und der als unbares Zahlungsmittel akzeptiert wurde, wobei die Einlösegarantie der Banken auf 400 DM je Scheck begrenzt war. Wer zur Ungeduld neigt und Warten als persönliche Zumutung empfindet, konnte im Supermarkt Pech haben, wenn zunächst die vielfach beschriebene Rentnerin den zu entrichtenden Betrag umständlich auf den Pfennig genau aus dem Portemonnaie kramte, der nächste Kunde dann mit Euroscheck bezahlte: Der Zahlbetrag wurde auf das Formular geschrieben, und zwar in Ziffern und zusätzlich in Buchstaben, was bei krummen Beträgen ein wenig Zeit in Anspruch nahm; schließlich wurde der Scheck unterschrieben. Damit nicht genug, nun musste noch die EC-Karte (daher die heute noch gängige Bezeichnung für die Girocard) vorgezeigt werden, damit die Kassenkraft die Unterschriften auf Karte und Scheck auf Übereinstimmung prüfen konnte.

Ich selbst habe lange Zeit ausschließlich mit Bargeld bezahlt. Bevor ich mit Einstieg ins Berufsleben ein eigenes Girokonto hatte, ging das gar nicht anders. Bis in die Neunziger war Barzahlung sogar bei Gebrauchtwagenhändlern üblich. Als ich 1994 mein zweites Auto, einen Golf II kaufte, hob ich zuvor den fünfstelligen DM-Betrag von Konto und Sparbuch ab und lief damit einen halben Tag herum, ehe ich nachmittags den Wagen abholte. Zahlung mit Euroscheck war wegen der begrenzten Einlösegarantie nicht möglich bzw. ich hätte eine höhere zweistellige Zahl Schecks ausstellen müssen, so viele bekam man gar nicht; Kauf auf Rechnung wurde nicht akzeptiert.

Die Einführung der Kartenzahlung mit PIN-Eingabe in ein Lesegerät des Händlers brachte eine wesentliche Vereinfachung, wobei das lange Zeit nur mit Girocard ging; bei Zahlung mit Kreditkarte musste man immer noch auf einem Beleg unterschreiben. Ich hatte zwar auch für die Kreditkarte eine PIN, die brauchte ich jedoch nie und wusste sie deshalb nicht auswendig. Von nun an zahlte ich größere Beträge da, wo es möglich war, mit Girocard, mit Kreditkarte hingegen nur selten, etwa wenn bei Dienstreisen die Hotelkosten zunächst auszulegen waren oder im Urlaub in Frankreich, wo die Girocard nichts nützte außer zum Abheben von Bargeld am Automaten über die integrierte Debitkartenfuntion.

Das änderte sich grundlegend während der Corona-Pandemie, als wegen der Seuchenübertragungsgefahr Zahlungen mit Bargeld möglichst vermieden wurden. Von da an wurde es üblich, auch kleine Beträge unbar zu begleichen, etwa beim Bäcker. Zwischenzeitlich hatte sich auch die Technologie der Zahlungsgeräte weiter entwickelt, man muss die Karte nicht mehr irgendwo einstecken und jedes Mal die PIN eingeben, vielmehr hält man sie nur noch an das Gerät, das sie per NFC ausliest, die PIN muss nur noch ab einem bestimmten Betrag oder bei jeder ichweißnichtwievielten Zahlung eingegeben werden. Anfangs funktionierte das nur mit meiner Kreditkarte, seitdem weiß ich auch deren PIN wieder; später auch mit der neuen Girocard. 

Es dauerte noch einige Zeit, bis ich per Smartphone-Wallet zahlte, was auch daran lag, dass meine Bank es vorher nicht ermöglichte. Seit es funktioniert, ist das, neben Paypal, meine bevorzugte Zahlungsmethode. Noch praktischer ist es vermutlich, mit Smartwatch zu zahlen, doch mache ich das nicht, weil ich keine habe und auch keine haben will, niemals würde ich dafür auf meine geliebten mechanischen Armbanduhren verzichten. Nicht nur diesbezüglich bin ich altmodisch, auch Bargeld habe ich immer noch dabei. Manchmal geht es nicht anders: Bettler, denen ich ab und zu was gebe, haben noch keine Möglichkeit der Kartenzahlung, jedenfalls ist mir noch keiner begegnet. Und noch nicht in allen Gaststätten kann man das Trinkgeld unbar entrichten. Wenn mein Münzvorrat dann aufgebraucht ist, muss ich doch wieder eine zeitlang auf Barzahlung umstellen.

Letztlich ist es egal, ob bar oder unbar – das Geld ist anschließend weg. Also nicht weg, sondern woanders.