Montag: Was mich – neben manch anderem – zunehmend aggressiv macht, sind grinsende Gesichter auf Werbeplakaten, welche Menschen in Situationen zeigen, die von sich aus wenig Grinsegrund bieten, zum Beispiel auf dem Datengerät die Mitteilung über den Versand einer Bestellung lesend.
Dienstag: Abendtermin in Köln. Ich weiß nicht, wer Felix-Rexhausen war, aber gemessen an dem nach ihm benannten urindunstigen Platz hinter dem Hauptbahnhof wird er eher eine Randfigur der rheinischen Prominenz gewesen sein. „Watt willste maache“, sagt die Blumenverkäuferin am Eigelstein.
Nach dem Termin drängte mich ein Bedürfnis, welches mich die Toiletten des Kölner Hauptbahnhofs aufsuchen ließ, die jetzt bekannt-dümmlich Mc Clean heißen. Nach erfolgreicher Verrichtung wurde ich dort Zeuge eines seltsamen Schauspiels: Ein junger Mann trat neben mich an das Handwaschbecken, in der Linken den Griff seines Rucksacks. Mit der Rechten betätigte er den Seifenspender, zerrieb die Tropfen kurz mit den Fingerkuppen in der Handfläche, dann drückte er den Wasserknopf, hielt die geseifte Hand unter den Strahl, schließlich zupfte er ein Papiertuch aus dem Schlitz und zerknüllte es, so gut es ging, zum Zwecke oberflächlicher Trocknung in der rechten Hand. Die linke Hand erfuhr unterdessen keine Reinigung, sie musste ja den Rucksack halten. Ich hätte zu gerne gesehen, wie er zuvor sein Geschäft erledigt hatte.
Mittwoch: Eine Meldung, die man eher im Postillion vermutet statt im Bonner General-Anzeiger, einem grundseriösen Medium (womit dem Postillion keineswegs die Seriosität abgesprochen sei): Anlässlich der Forderung der Deutschen Umwelthilfe nach einem Verbot privater Silvesterfeuerwerke geht der Siegburger Bürgermeister einen Schritt weiter. Er verlangt die Abschaffung der professionellen Feuerwerke zu „Rhein in Flammen“, „Kölner Lichter“ und „Pützchens Markt“. Konsequenterweise müssten die beiden erstgenannten Veranstaltungen dann umbenannt werden. Vorschlag: „Rhein im Dunklen“ und „Kölner Dämmer“.
Am Abend lagen Hell und Dunkel vor unserer Haustür nicht weit auseinander.
„Der Ofen ist gut, stellste ein ,Pizza‘, dann macht der Pizza. Musste natürlich vorher eine reintun“, sagt der Geliebte. Logik kann er.
Donnerstag: Nachtrag zu gestern, ebenfalls aus dem General-Anzeiger: Laut dem Geschäftsführenden Gesellschafter einer Eitorfer Feuerwerksfabrik seien die Zahlen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) über die Feinstaubbelastung völlig aus der Luft gegriffen. Beim Postillion sähe die Meldung wohl so aus:
+++ Aus der Luft gegriffen: Umwelthilfe legt falsche Zahlen zur Feinstaubbelastung vor +++
Schreck am Morgen: Die Zugangskontrollsperre im Werk verweigerte mir den Einlass. Umgehend stellte sich wieder schlechtes Gewissen ein: Habe ich zu laut über den Vorstand gelästert oder etwas Unflätiges ins Blog geschrieben? Indes war nur zum 1. August mein Mitarbeiterausweis abgelaufen. Man ließ mich dann doch noch hinein, um dem Tagwerk zu frönen.
Freitag: „Schlaf gut“, sagt der Geliebte, als er mich morgens ins Werk verabschiedet. Das ist natürlich ein Scherz: Ich bekomme kein Auge zu, weil der Kollege im Nachbarbüro pausenlos telefoniert in einer Lautstärke, als bediente er sich dazu eines schnurlosen Dosentelefons.
Samstag: „Man sollte den Löwen reiten, so lange er sich reiten lässt“, wird der SPD-Politiker Johannes Kahrs in der Zeitung zitiert. Was soviel heißt wie: „Man sollte den Fliegenpilz essen, so lange er essbar ist.“
Sonntag: „Ich freue mich wie ein Schnitzel“, sagt der Mann im Radio. Vor oder nach dem Braten?
Die Innere Nordstadt bietet immer wieder Fotomotive, man muss nur die Augen aufhalten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Rexhausen
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