Schatzihasimausi

Die Zeitschrift NEON, welche nur noch ausnahmsweise den Weg in unseren Haushalt findet, weil wir mittlerweile der Zielgruppe entwachsen sind, enthält in jeder Ausgabe eine Rubrik „Unnützes Wissen“, in der kuriose, im weitesten Sinne interessante bis witzige Fakten aufgezählt werden, etwa der Name des Hausschweins eines mir unbekannten Fußballers oder der des männlichen Alter Egos einer gewissen Lady Gaga.

Der selben Kategorie zugehörig, jedoch nicht der NEON entnommen, sondern dem Bonner Generalanzeiger, ist das Ergebnis einer Befragung von rund 1400 Personen im Auftrag der Partneragentur Parship, wie sie ihren Partner nennen. Demnach sagen
38% „Schatz“,
10% benutzen eine Abkürzung / Verniedlichung / Verharmlosung des tatsächlichen Vornamens, wie etwa (Hanne-)“Lore“, „Flo“(-rian), „Chris“(-tian oder -toph), „Jo“(-hannes), (Jo-)“Hannes“ oder „Adi“ / „Willi“ / „HaJo“ und so weiter,
8% säuseln „Hase“,
5% „Maus“ und
3% „Bär“.
Immerhin 13% können mit Kosenamen gar nichts anfangen und nennen die Dinge beziehungsweise den Partner beim Namen. Oder sagen einfach „Du“ oder vergleichbares, zum Bespiel „Ey“ oder „Alde / Alder“. Oder sprechen gar nicht mehr miteinander, das soll es ja auch geben, verbale Kommunikation wird in unserer Welt ohnehin überbewertet, überall und unentwegt wird gequatscht und gelabert, dabei zeichnet sich eine wirklich harmonische Partnerschaft doch gerade dadurch aus, dass man sich auch ohne Worte versteht.

Ich persönlich bevorzuge, je nach Situation und Laune, „Hase“, wobei der Liebste, derart benamt, sehr süß genervt die Augen rollt, oder „Ratte“; der Liebste hingegen nutzt in der Regel die namenlose Variante oder „Kröte“, woran Sie schon erkennen, dass bei uns Harmonie herrscht (oder „groß geschrieben wird“, natürlich, wie sonst, es ist ja ein Substantiv). Ernst wird es erst, wenn er mich bei meinem richtigen, unabgekürzten / -verniedlichten Namen ruft, dann droht Ungemach. So wie bei einem befreundeten Ehepaar: in guten Zeiten heißt er Willi, aber wehe, sie zischt Hans-Wilhelm, dann zieht ein Gewitter auf.

Was für das zwischenmenschliche Miteinander gilt, trifft in gleicher Weise auch auf Koalitionspartner zu. Nun dringen solche Details des politischen Alltags selten an die Öffentlichkeit, allgemein bekannt ist nur der Name „Mutti“ für Frau Merkel, wobei anzunehmen ist, dass Seehofer, Gabriel und Steinbrück nur hinter ihrem Rücken von dieser Anrede Gebrauch machen. Bei Rösler bin ich mir nicht so sicher. Als unwahrscheinlich gilt indes, dass positiv belegte Tiernamen wie die oben genannten auf politischem Parket gebräuchlich sind, wobei „Wildsau“ ein situativ zu bewertender Grenzfall ist. Unvergessen auch das Fabelwesen „Übelkrähe“, mit welchem Herbert Wehner (SPD) einst den CDU-Abgeordneten Jürgen Wohlrabe liebkoste. Gerne bediente man sich in jüngerer Vergangenheit Begriffen aus dem Pflanzenreich, wir erinnern uns an die „Gurkentruppe“.

Aber verfolgt man die derzeitigen Koalitionsverhandlungen, dann haben sich alle lieb. Doch ist es nur eine Frage der Zeit, bis Seehase, Gabri-Bär und Steini wieder verbal übereinander herfallen, derweil Mutti schweigt und Raute zeigt.

Für die FDP hat sich das Thema eh erledigt. Und was soll man an Brüderle noch verniedlichen.

2 Gedanken zu “Schatzihasimausi

Hinterlasse einen Kommentar