Angesichts eines neulich unfreiwillig mitgehörten Gespräches stellt sich zunehmend die Frage, ob der Aufenthalt in derartigen Begegnungsstätten überhaupt noch zeitgemäß ist.
A – Verzeihung, Sie stehen auf meinem Fuß.
B – Ich weiß.
A – Wie bitte…?
B – Es ist recht dunkel hier, da sieht man nicht so genau, wo man hintritt.
A – Natürlich nicht – Sie befinden sich in einem Darkroom, da muss es dunkel sein, sonst wäre es ja kein Darkroom, sondern ein… ein…
B – Lightroom…
A – Das gibt es überhaupt nicht.
B – Ach nein? Woher wollen Sie das denn wissen?
A – Ich weiß es eben. Außerdem, wozu soll denn das gut sein? Ich meine, dann könnte man ja auch direkt im Schankraum, vor der Theke, also Sie wissen schon…
B – W a s könnte man?
A – Was auch immer, ist nicht so wichtig. Würden Sie nun bitte von meinem Fuß runter gehen?
B – Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne noch ein wenig darauf stehen bleiben.
A – Es m a c h t mir aber was aus.
B – Trotzdem – wissen Sie, ich stehe nämlich total auf Füße.
A – Auf Füßen, es heißt auf Füßen.
B – Wie bitte?
A – Man steht auf Füßen im Dativ Plural, nicht im Akkusativ. Im übrigen können Sie meinetwegen stehen auf was Sie wollen, aber bitte nicht auf meinem Fuß.
B – Aber ich stehe total auf Füße…
A – Das sagten Sie bereits.
B – … am liebsten Schweißfüße in fünf Tage nicht gewechselten Stinkesocken, oaaaahhh…
A – Bitte unterlassen Sie solche Anzüglichkeiten, ich wünsche das nicht.
B – Können Sie eigentlich auch was anderes als andauernd herumzumeckern? Sie stehen auf meinem Fuß…, ich wünsche das nicht…, Akkusativ – Warum sind Sie überhaupt hier, nur um rumzumeckern? Dies ist ein Darkroom, da darf man auf Stinkefüße stehen, jaha, da darf man noch ganz andere Sachen!
A – Ach ja? Was denn zum Beispiel?
B – Naja, ich könnte Ihnen Ihren…
A – Unterstehen Sie sich!
C – Könnt ihr beiden endlich mal die Schnauze halten? Dies ist ein Darkroom, da redet man nicht! Unglaublich, wie soll man sich denn da konzentrieren?
B – (leise zu A) sehen Sie, anderen geht Ihre andauernde Moserei auch schon auf die Nerven!
A – (ebenfalls flüsternd) Nein, ich sehe nicht, ich kann überhaupt nichts sehen, wir sind ja in einem… ähm, was machen Sie da?
B – Ich versuche, Ihre Hose zu öffnen.
A – Warum d a s denn?
B – (deutlich lauter) Meine Güte, weil das in einem Darkroom üblich ist… sagen Sie, sind Sie zum ersten Mal in einem?
A – Um ehrlich zu sein – ja. – Warum, bitte schön, möchten Sie meine Hose öffnen? Ich meine, ich bin durchaus in der Lage, das selbst zu tun, so weit erforderlich. Außerdem – ich dachte Sie stehen auf stinkende Füße.
B – Ach, auf einmal doch im Akkusativ?
A – Möglicherweise auch im Dativ, ich weiß ja nicht, ob Ihre Füße stinken…
B – Und w i e, möchten Sie mal riechen? Augenblick, ich ziehe eben den Schuh aus, dann können Sie was erleben, so was haben Sie noch nie…
A – Hören Sie auf, ich will das nicht riechen. Ist ja ekelhaft… Was machen Sie denn jetzt??
B – Ich versuche, Ihren Schuh auszuziehen, wenn Sie vielleicht so freundlich wären, den Fuß kurz ein wenig anzuheben…
A – Und wozu wollen Sie mir den Schuh ausziehen?
B – Na wozu wohl – ich möchte Ihre Füße riechen, was denn sonst? Sie können aber auch wirklich blöd fragen, hat Ihnen das schon mal jemand gesagt?
A – Nein. Außerdem können Sie sich die Mühe sparen, meine Füße riechen nicht, ich habe geduscht, bevor ich her kam; Sie werden es kaum glauben, aber es gibt Menschen, die im Rahmen körperlich-intimer Annäherungen eine gewisse Reinlichkeit durchaus zu schätzen wissen.
B – Sie sind wirklich ausgesprochen spaßbefreit, gönnen Ihren Mitmenschen nicht die kleinste Freude. Waren Sie schon immer so?
A – Mag sein. Ich hatte eine schwere Kindheit, mein Urgroßvater starb sehr früh…
B – Oh, das tut mir sehr leid, das konnte ich ja nicht ahnen… Also würden Sie nun bitte Ihre Hose selbst öffnen?
A – Na gut, aber nur, wenn Sie dafür endlich von meinem Fuß runter gehen.
B – Also gut, wenn Sie unbedingt wollen… aber dafür darf ich Ihnen gleich Ihren…
C – Wenn ihr nicht endlich die Fresse haltet, setzt es was!
A+B – Jaaaaaahhhh!
(Hinweis: Eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder tatsächlich stattgefunden habenden Gesprächen wären rein zufällig, der Rest ist frei erfunden.)
***
Und hier das ganze noch mal zum Hören und Sehen, aufgenommen beim Jour Fitz am 5. April 2011 im 4010 in Köln:
hahahahahahahaha
aber nicht sehr realistisch, oder? 😉
hahahaha
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Dooooch, genau so habe ich es erlebt. Glaube ich. Vielleicht war es auch anders 😉
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„… direkt im Schankraum, vor der Theke, also Sie wissen schon…“ oder im großen Hörsaal der Uni! Wer sich darüber Gedanken machen möchte, was zeitgemäß ist, der darf ruhig aus der Dunkel(Besen)kammer herauskriechen. 😉
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Ach ja, es gibt der Orte so viele, an denen man auf irgend etwas stehen kann, gell…
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Schon klar.
Ist nur die Frage:
Willich(das)… und wenn ja, wie (oft)?
Und wann?
Und überhaupt.
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