Woche 24: Schwamm drüber

Montag: Während ich am Morgen bei Sonnenschein und angenehmer Temperatur ins Büro ging, empfand ich kurz ein wenig Neid auf einen Draußen-Arbeiter, der mit einer kleinen Gartenschere eine große Hecke frisierte. Im Gegensatz zu mir sieht er zum Feierabend, was er geschafft hat. Als ich mir später beim Anschalten des Rechners seinen Gehaltszettel vorstelle, überkam mich dennoch Zufriedenheit. – „Was tun Sie für die Digitalisierung?“, lese ich auf der Startseite des Intranets. Ja was soll ich denn für sie tun? Sie soll gefälligst etwas für mich tun.

Dienstag: „Was hat dich heute beunruhigt?“, fragt Quergefönt. Das kann ich beantworten: die subjektive Wahrnehmung, dass immer mehr Menschen mittags das Wort „Mahlzeit“ ohne jede Ironie gebrauchen.

Mittwoch: „Guten Hunger“ wünscht die Kollegin. Was, bitte schön, soll an Hunger gut sein? Dann doch lieber „Mahlzeit“.

Donnerstag: Die Sanierung der Bonner Beethovenhalle wird mal wieder teurer, steht in der Zeitung. Was ich indes fast vermisse, ist nach dem Londoner Hochhausbrand eine Auflistung der spektakulärsten Brandkatastrophen der letzten zehn Jahre.

Freitag: Helmut Kohl ist tot. Alle, die einst auf ihm herumhackten, loben ihn nun als großen Staatsmann; seine Heiligsprechung scheint kurz bevorzustehen. Spendenaffäre? Ach Schwamm drüber.

Samstag: Es ist nicht länger zu leugnen: suf der iPhone-Tastatur hsbe ich offenbar eine a-s-Schwäche.

Sonntag: Die Angst vor langen Wörtern heißt übrigens Hippopotomonstrosesquippedaliophobie.

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